Gewalt an Schulen und Kindergärten

Ist Gewalt an Schulen und Kindergärten tägliche Realität?

Das Problem der Gewalt in Schulen und Kindergärten verstehen

Einleitung

Gewalt ist leider ein drängendes Problem, das innerhalb unserer Schulen und Kindergärten immer mehr um sich greift. Die erschreckenden Statistiken belegen, dass nicht nur Kinder, sondern auch Lehrkräfte zunehmend zu Opfern von Gewalt werden. Nach Angaben des Philologenverbands NRW wurden in den letzten drei Jahren 76 % der Lehrkräfte an Gesamtschulen Opfer von Gewalt. In Sachsen wurden sogar mehr Gewalttaten zwischen Kindern und Jugendlichen im Jahr 2023 gemeldet als im gesamten Jahr 2019.

Warum haben wir es so weit kommen lassen? Gewalt ist kein isoliertes Phänomen, sondern ein gesellschaftliches Problem, das alle betrifft. Die Zeit zum Handeln ist jetzt. In diesem Beitrag wollen wir die verschiedenen Facetten der Gewalt in Schulen und Kindergärten beleuchten, die Ursachen analysieren und präventive Strategien entwickeln.

1. Warum ist Gewalt ein Thema?

Vielfältige Dimensionen

Das Thema Gewalt schleicht sich nicht nur in einem isolierten Umfeld ein, sondern hat viele Dimensionen. Ursachen können familiäre Probleme, psychische Erkrankungen, gesellschaftlicher Druck und vieles mehr sein. Dabei sind nicht nur Kinder betroffen – auch Erwachsene, wie Lehrerinnen und Lehrer, sind häufig in diese Spirale der Gewalt verwickelt. Gedanken über die eigene Sicherheit und die von Kindern sind berechtigt und müssen ernst genommen werden.

Persönliche Geschichten: Zunächst möchte ich die Geschichte von Anna erzählen. Sie ist eine Lehrerin an einer Gesamtschule und hat im letzten Jahr einmal mitbekommen, wie ein Schüler brutal ausgespottet wurde. Nach mehreren Vorfällen entschied sie sich, das Thema Gewalt offener anzusprechen und eine Diskussionsrunde einzurichten, in der Schüler ihre Erfahrungen und Ängste teilen konnten. Dies hat nicht nur dazu beigetragen, das Gleichgewicht im Klassenzimmer wiederherzustellen, sondern auch Annas eigene Sicht auf menschliche Beziehungen it und die Kommunikationswege zwischen Jugendlichen zu verbessern.

2. Gefährdungen im Schul- und Kindergartenalltag

In Klassenzimmern können unvorhergesehene Gewaltakte, seien sie verbal oder physisch, jederzeit auftreten. Das Lachen von Kindern kann schnell in Angst umschlagen. Die unterschiedlichsten Methoden finanzieller und emotionaler Gewalt entfalten sich in destruktiven Kommunikationsmustern. Gewalttaten sind kein seltenes Ereignis; sie gehören zunehmend zum Alltag der Schulen und Kindergärten.

Formen von Gewalt

Lass uns die häufigsten Arten von Gewalt in Schulen näher betrachten:

  • Verbale Gewalt: Beleidigungen, Beschimpfungen und Herabsetzungen sind alltägliche Begleiter in vielen Klassenzimmern. Laut einer Umfrage unter Lehrkräften in Nordrhein-Westfalen berichteten 70 % von Beleidigungen, die sie oder ihre Schüler erlebt haben.

  • Psychische Gewalt: Mobbing, Ausgrenzung oder Ignorieren sind häufige Formen, die zu schwerwiegenden emotionalen Problemen führen können. Ein konkretes Beispiel ist der Fall von Lukas, der aufgrund seines Übergewichtes gemobbt wurde. Diese Erfahrungen haben zu einem dramatischen Rückgang seines Selbstwertgefühls geführt.

  • Körperliche Gewalt: Schläge, Tritte oder andere Formen körperlicher Aggression sind nicht selten und stellen eine große Gefährdung für die Betroffenen dar. In einem Vorfall wurde ein Schüler während eines Fußballspiels angegriffen, was zu einer handfesten Auseinandersetzung führte.

  • Sexualisierte Gewalt: Diese schreckliche Realität findet zunehmend auch im schulischen Umfeld statt, häufig verharmlost oder nicht ernst genommen. Ein Beispiel ist ein Mädchen, das in der Umkleidekabine von älteren Schülern belästigt wurde.

  • Sachbeschädigung: Zerstörung von Materialien und Eigentum, sei es Schulinventar oder die Autos von Lehrern, trägt zur gewaltsamen Atmosphäre bei. Eine Lehrerin berichtete, dass während eines Streits im Schulhof Fenster zerbrochen wurden.

Es ist an der Zeit, dass wir als Gesellschaft die Augen öffnen und aktiv gegen diese Problematik vorgehen.

3. Statistische Einblicke: Hat Gewalt an Schulen zugenommen?

Die aktuelle Studienlage spricht für sich. Gewalt an Schulen nimmt zu! In Sachsen wurde beispielsweise Anfang 2023 eine dramatische Zunahme gewaltsamer Vorfälle unter Kindern an öffentlichen Schulen festgestellt. Von Januar bis März 2023 wurden 286 gewaltsame Vorkommnisse gezählt – ein Anstieg im Vergleich zu nur 152 Fällen im gesamten Jahr 2019. Aber nicht nur unter Kindern ist die Gewalt ein brennendes Thema, auch die Gewalttaten gegen Lehrkräfte haben stark zugenommen.

Laut einer forsa-Umfrage im Auftrag des Verbands Bildung und Erziehung (VBE) wurden 2022 durchschnittlich 62 % der Lehrkräfte in den vergangenen fünf Jahren Opfer von Gewaltattacken. Dies repräsentiert einen dramatischen Anstieg im Vergleich zu 48 % im Jahr 2018. Besondere Besorgnis erregt, dass über 34 % der Lehrkräfte von Bedrohungen oder Nötigungen über das Internet betroffen sind.

4. Wie entsteht Gewalt in der Schule? – Ursachen und Faktoren

Um Gewalt in Schulen effektiv zu bekämpfen, müssen wir die zugrunde liegenden Ursachen verstehen.

4.1 Schulische Rahmenbedingungen

Die Bedingungen, die in den Schulen herrschen, spielen eine entscheidende Rolle. Überfüllte Klassen und ein hoher Druck auf Lehrkräfte tragen zur Entstehung von Gewalt bei. Immer mehr Lehrkräfte sind mit Kindern konfrontiert, die unterschiedliche Bedürfnisse und Hintergründe haben, und die Erwartung, diese alle gerecht zu werden, führt zu Stress und Frustration.

Ein Beispiel für die Auswirkungen dieser Bedingungen ist die von Anna betreute Klasse, in der 32 Schüler unterrichtet wurden. Die Lehrerin fand es schwierig, jedem Kind individuelle Aufmerksamkeit zu schenken, was zu Spannungen zwischen den Schülern führte.

4.2 Familiäre Einflüsse

Familienprobleme, wie Vernachlässigung oder gewalttätige Erziehung, spiegeln sich in den Verhaltensweisen der Kinder wider. Kinder, die in einem Umfeld aufwachsen, in dem Aggression normalisiert wird, sind selbst anfälliger für gewalttätiges Verhalten. Ein Beispiel ist Tim, dessen familiäre Situation ihn stark belastete. Nachdem er in der Schule passive aggressive Taktiken entwickelt hatte, wurde er zur Zielscheibe von Mobbing und fand sich in einer konstanten Spirale von Gewalt wieder.

4.3 Gesellschaftliche Ansprüche

Die politischen und sozialen Zustände haben einen erheblichen Einfluss auf das Verhalten von Kindern und Jugendlichen. Weltweite Krisen, wie die letzte Pandemie oder der überall bekannte Klimawandel, sind Ursachen, die Ängste und Unsicherheiten schüren können. Eine Lehrerin berichtete uns, dass ihre Schüler während der Pandemie ungeachtet des sozialen Distanzierungsgebots aggressives Verhalten zeigten, das zuvor nicht vorhanden war. Dies bestätigt die These, dass die Isolation bei vielen, auch Kindern, zu der Entwicklung von Empathiemangel und sozialer Inkompetenz beigetragen hat.

4.4 Psychische Erkrankungen

All diese Faktoren können zusätzlich zur Entstehung psychischer Erkrankungen führen. Depressionen oder andere psychische Probleme machen das Problem noch ernster und fordern ein schnelles Handeln. Besonders betroffen sind Kinder, die traumatische Erfahrungen erlebt haben. Laut einer Studie fühlt sich jeder dritte Jugendliche in Deutschland isoliert und verunsichert.

5. Strategien zur Gewaltprävention

5.1 Prävention in Schulen

Jetzt ist die Zeit reif, um zu handeln! Schulen sind eine der Schlüsselstellen, an denen wir den Fokus auf Gewaltprävention richten sollten.

Tipps für effektive Prävention:

  • Unbürokratische Konzepte für den Umgang mit Gewalt sollten entwickelt werden.

  • Konkrete Ansprechpersonen für den Ernstfall müssen benannt werden – sei es durch die Schulleitung, Vertrauenslehrer oder Schulpsychologen.

  • Fortbildungen für Lehrkräfte sollten organisiert werden, um diese in der Konfliktbewältigung zu schulen.

Ein Beispiel ist der Workshop "WTU Gewaltvermeidung", der kürzlich an einer Schule stattfand, um Lehrkräfte für den Umgang mit Konfliktsituationen zu schulen. Der Kurs beinhaltete Rollenspiele und Szenarien, in denen die Lehrkräfte lernen konnten, wie sie deeskalierend agieren können.

Gemeinsame Werte: Die Schaffung einer positiven Schulkultur ist fundamental. Werte wie Respekt, Kooperation und Zusammenhalt müssen gefördert werden. Ein Ansatz könnte auch die Einführung von „Schüler-Mentoren“ sein, die anderen Schülern als Vorbilder dienen.

5.2 Prävention in Kindergärten

Prävention beginnt bereits im frühesten Kindesalter. In Kindergärten haben wir die Möglichkeit, eine gewaltfreie Kultur zu etablieren und so den Grundstein für ein gewaltfreies Leben zu legen.

Maßnahmen in Kindergärten:

  • Selfempowerment für Kinder, um diese in ihrer emotionalen Entwicklung zu unterstützen.

  • Vorbilder sein: Erzieherinnen und Erzieher sollten die Werte und Normen vorleben, die sie vermitteln möchten.

Ein inspirierendes Beispiel ist ein Kindergarten, den ich jährlich besuche, um dort Intensiv- Workshops anzubieten, in denen die Kinder für sich selbst einzustehen lernen. Außerdem natürlich wie sie Konflikte auf gewaltfreie Weise lösen können. Es ist immer eine Freude die Kinder beim Erlernen dieser Fähigkeiten zu coachen und durch eine positive Atmosphäre eine gute Energie zu erzeugen.

6. Umgang mit Gewalt in Schulen – Statistische Perspektive

In der Diskussion um Gewalt an Schulen sind Statistiken über Fälle von Gewalt genauso wichtig wie Präventionsstrategien.

6.1 Gewalt und Lehrer

Die Umfrage des Philologenverbands NRW zeigt, dass an Gymnasien 47 % und an Gesamtschulen 76 % der Lehrkräfte in den letzten drei Jahren von Gewalt betroffen waren. Diese Zahlen verdeutlichen, dass Gewalt nicht nur von Schülern ausgeht, sondern auch in der Lehrer-Schüler-Interaktion ein ernstes Problem darstellt.

Ein herausragendes Beispiel ist eine Lehrerin, die aus ihrer Klasse berichtet: „Ich dachte immer, dass meine Klasse freundlich ist, bis ich eines Tages einen Schüler beim Mobbing eines anderen erwischte. Es hat mich erschüttert zu sehen, wie schnell die Atmosphäre umschlagen kann.“

6.2 Häufigkeit von Gewaltformen

Die häufigsten Formen von Gewalt, die Lehrer und Lehrerinnen erleben, sind:

  • Beschimpfungen (33 % an Gymnasien, 25 % an Gesamtschulen)

  • Bedrohungen (16 % an Gymnasien, 18 % an Gesamtschulen)

  • Cybermobbing (13 % an Gymnasien, 10 % an Gesamtschulen)

  • Körperliche Übergriffe (8 % an Gymnasien, 12 % an Gesamtschulen)

Die Zahlen zeigen die Dringlichkeit, mit der dieses Thema angepackt werden muss. Auch wenn es in vielen Institutionen Fortschritte gibt, bleibt noch viel zu tun.

7. Besonderer Schutz von Mädchen

7.1 Geschlechterverhältnis in der Gewalt

Es ist wichtig, die unterschiedlichen Erfahrungen von Mädchen in Bezug auf Gewalt zu beleuchten. Oftmals sind Mädchen besonders betroffen, sowohl in der Schule als auch zu Hause.

Ursachen sind unter anderem:

  • Rollenerwartungen, die Mädchen unter Druck setzen.

  • Fehlender Respekt für die Bedürfnisse und Grenzen von Mädchen.

Ein berührendes Beispiel ist die Geschichte von Sophia, einem Mädchen, das sich in einem Mobbingkreis befand. Sie äußerte sich mutig und wandte sich an eine Lehrerin, die daraufhin eine Diskussionsrunde zum Thema Mobbing initiierte. Diese Maßnahme hat nicht nur Sophia, sondern vielen anderen Mädchen auch geholfen, ihre Stimme zu finden.

7.2 Aufklärung und Sensibilisierung

Es ist entscheidend, Bildungsprogramme zu entwickeln, die speziell auf die Bedürfnisse von Mädchen zugeschnitten sind.

Tipps für soziale Gerechtigkeit:

  • Für Gleichheit kämpfen und diskriminierendes Verhalten aktiv ansprechen.

  • Gemeinschaftsprojekte initiieren, um Mädchen zu stärken und empowern.

Ein Beispiel ist ein Projekt, das sich darauf konzentriert, Mädchen in technisch-naturwissenschaftlichen Fächern zu fördern. Hierbei werden Workshops angeboten, in denen die Mädchen Selbstvertrauen tanken und sich untereinander austauschen können.

8. Umgang mit Aggression, Gewalt und Radikalisierung in Bildungseinrichtungen

8.1 Die Realität der Flüchtlingskinder

In der aktuellen Diskussion sind auch Flüchtlingskinder besonders relevant. Viele von ihnen haben traumatische Erfahrungen gemacht und tragen diese oft stille Last mit sich. Es ist nur menschlich, diesen Kindern Unterstützung zu geben. Die Notwendigkeit neuer pädagogischer Ansätze ist offensichtlich unabdingbar.

8.2 Die Rolle der Fachkräfte

Wir brauchen gut ausgebildete Fachkräfte, die reinen Herzens sowohl emotionale als auch psychologische Unterstützung bieten können - also stabil gute Menschen.

Ein Aufruf zum Handeln

Der Kampf gegen Gewalt in Schulen und Kindergärten ist ein kollektives Unterfangen, das alle Mitglieder der Gesellschaft einfordert. Jeder von uns kann einen Unterschied machen, ob als Elternteil, Lehrer, Erzieher oder einfach als verantwortungsbewusstes Mitglied der Gemeinschaft.

Jetzt ist die Zeit, Verantwortung zu übernehmen und gemeinsam an einer Verbesserung des Allgemeinwissens in Richtung unserer Kunst zu arbeiten. Deine Stimme, dein Engagement und dein Mut sind gefragt. Lass uns gemeinsam die Herausforderung annehmen und für die Sicherheit von Kindern -generell- Einsatz zeigen.

In den Worten von Nelson Mandela: „Es scheint immer unmöglich, bis es vollbracht ist.“

An alle Lehrer, Erzieher und Leiter von öffentlichen Einrichtungen:

Die Experten der WTU helfen gerne vor Ort weiter. Unsere Programme "WTU Gewaltvermeidung" und "WTU Young Bloods" sind durch einen Arbeitskreis aus Pädagogen, Polizeipsychologen und Einsatzkräften entstand und werden durch den Großmeister der WTU Alfred Johannes Neudorfer und seinem Team fortlaufend weiterentwickelt.

Melden Sie sich bei Interesse einfach hier: wtu-bs.org/Kontakt